Meldung vom 12.03.2008 

Fahrradtourismus: Qualitätssicherung gefragt

Fahrradtourismus bleibt weiterhin ein Wachstumsmarkt: 88 Prozent der deutschen Radurlauber verbrachten ihren Radurlaub 2007 im eigenen Lande. In vielen Regionen gibt es nun qualitativ hochwertige Angebote, aber auch noch deutliche Qualitätsmängel.

Zu diesen Ergebnissen kommt die Radreiseanalyse 2008, die der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) auf der Internationalen Tourismus-Börse in Berlin (ITB) vorstellte.

Bei einer umfassenden Erhebung unter ADFC-Mitgliedern und Nutzern der Broschüre "Deutschland per Rad entdecken" schaffte Bayern erstmals den Sprung auf den Spitzenplatz der beliebtesten Radregionen. Mecklenburg-Vorpommern und Franken belegen die Plätze zwei und drei.

Spitzenreiter der beliebtesten inländischen Radfernwege ist - wie schon im Vorjahr - der Elberadweg, gefolgt von Weser- und Main-Radweg. Unter den ausländischen Radrouten hat die Donau ihren Vorsprung behauptet. Unter den zehn beliebtesten ausländischen Routen finden sich mit dem Tauern-, dem Mur- und dem Drau-Radweg drei weitere österreichische Routen. Beliebte Ziele im Ausland sind auch Frankreich und die Schweiz - Länder, die in den vergangenen Jahren viel in den Fahrradtourismus investiert haben.

Die Ergebnisse der ADFC-Radreiseanalyse belegen, dass die deutschen Radtouristen Wert auf höhere Qualität legen. So stand das Jahr 2007 auch für den ADFC ganz im Zeichen der radtouristischen Qualitätssicherung. Der ADFC hat Radfernwege geprüft und zertifiziert: den Fürst-Pückler-Weg in Brandenburg, den Lahntalradweg und die Radroute "Vom Main zur Rhön". "Verbindliche, bundesweit gültige Standards erhöhen sichtbar die Routenqualität", sagt der stellvertretende ADFC-Bundesvorsitzende Bertram Giebeler. "Eine Koordinierungsstelle für das deutsche Radfernwegenetz ist zwingend erforderlich, um endlich flächendeckend mit der Qualität der touristischen Radfernwege in den Nachbarländern Holland, Dänemark, Schweiz und Österreich gleichzuziehen." Das könne langfristig nur erreicht werden, wenn das vom ADFC geforderte "D-Netz" mit zwölf Premium-Routen endlich Realität werde, so Giebeler.

In den Bundesländern gibt es Licht und Schatten: Eine Untersuchung zum Radtourismus in Rheinland-Pfalz ergab, dass sich die Investitionen in den Ausbau der Radwege schon nach zwei Jahren amortisiert haben. Im Jahr 2006 wurden durch den Radtourismus 341 Millionen Euro erwirtschaftet. Und Schleswig-Holstein hat mit der Einrichtung einer landesweiten Koordinierungsstelle und eines Internet-Portals zum Radtourismus bundesweit modellhafte Akzente gesetzt.

Im benachbarten Bundesland Niedersachsen hingegen, wo noch vor einigen Jahren eine beispielhafte landesweite Radroutenkonzeption entwickelt wurde, fehlt es weiterhin an der Umsetzung, insbesondere durch die Landesebene.

Eine der größten Baustellen im Fahrradtourismus: Die Routen und Regionen sind immer schlechter mit der Bahn zu erreichen. Während es im Regionalverkehr - etwa mit dem zwischen Berlin und der Ostsee verkehrenden "Fahrrad-Express" - positive Entwicklungen gibt, sinken die Fahrradmitnahme-Möglichkeiten im Fernverkehr weiter, vor allem weil immer mehr InterCity-Verbindungen durch den ICE ersetzt werden. Die Deutsche Bahn sperrt sich weiter vehement gegen eine geforderte Mitnahme von Rädern im Hochgeschwindigkeitszug ICE - entgegen dem europäischen Trend. So ist es beispielsweise im französischen Hochgeschwindigkeitszug TGV möglich, Fahrräder mitzunehmen.

Auf der ITB 2008 informierte der ADFC bereits zum siebzehnten Mal das touristische Fachpublikum über Trends und Entwicklungen im Fahrradtourismus. Die komplette ADFC-Radreiseanalyse 2008 kann unter www.adfc.de/5354_1 eingesehen werden.