Meldung vom 14.07.2006 

Die Stadt unter der Stadt

Löchrig wie ein Schweizer Käse ist die Erde unter der Oppenheimer Altstadt, bestehend aus einem kilometerlangen Labyrinth historischer Kellergewölbe und Gänge. Seit April 2003 ist diese „Stadt unter der Stadt“ nach aufwändigen Renovierungsarbeiten für Besuchergruppen zugänglich.

Der Rundgang durch das Kellerlabyrinth bewegt sich über fünf Ebenen hinweg, treppauf und treppab, durch Kellergewölbe und Verbindungsgänge. Der Eingang befindet sich am „Urigen Keller“, etwas oberhalb des Rathauses.

Ursprünglich wurde das Kellerlabyrinth ab dem 12. Jahrhundert für Lagerzwecke angelegt. Oppenheim hatte als freie, verkehrsgünstig am Rhein gelegene Reichsstadt das Markt- und Stapelrecht, so dass durchreisende Händler ihre Waren für einige Tage gegen Gebühr lagern konnten. Als die Kapazitätsgrenze erreicht war, erweiterten die Oppenheimer ihre Kelleranlagen um weitere Lagerräume und Verbindungsgänge. Das war nicht schwer zu bewerkstelligen, da vor einigen hunderttausend Jahren auf dem Kalkstein-Stadthügel Löß angeweht wurde, der zum einen leicht zu bearbeiten ist und zum anderen genügend Stabilität besitzt. Da im Mittelalter eher nach Gutdünken als nach Plänen gebaut wurde, entstanden durch Brüche unbeabsichtigte Verbindungen zwischen den Gängen. Diese wurden oftmals nicht mehr verschlossen, da man ihre Vorteile für den zweiten Hauptverwendungszweck des unterirdischen Gängesystems erkannte: Die Nutzung als Fluchtweg und Versteck.

Oppenheim wurde während seiner Geschichte an die dreißig Mal angegriffen und besetzt, unter anderem durch die Franzosen, die Spanier oder auch die Schweden unter Gustav Adolf. In diesen Zeiten nutzte die Oppenheimer Bevölkerung die Keller als Versteck oder Fluchtweg zu anderen Gebäuden in der Stadt und jenseits der Stadtmauer. 1689 wurden Stadt und Burg durch General Mélac im Zuge des Pfälzischen Erbfolgekrieges total zerstört. Nur die Katharinenkirche, das größte gotische Sakralbauwerk zwischen Köln und Straßburg, das Gautor, der Uhrturm und eben das Kellerlabyrinth blieben erhalten.

Die Sanierung des Kellerlabyrinths wurde im Rahmen der Altstadtsanierung in den 80er-Jahren in Angriff genommen, als deutlich wurde, dass zu einer Sanierung der Häuser auch die Befestigung ihres Untergrunds gehört. Zwei Ereignisse bestätigten diese Einsicht sehr drastisch: Anfang der Achtziger mussten in der Schloßgasse am Gautor vierzehn Häuser in einer Nacht- und Nebelaktion geräumt werden, da deren Zusammenbruch unmittelbar drohte.

Heute werden die Keller und Gänge bergbautechnisch betreut und unterhalten und können gefahrlos besichtigt werden. In der Regel finden Besichtigungen in Gruppen von bis zu 20 Personen statt.

Führungen durch das Kellerlabyrinth finden samstags um 12.00 und 13.30 Uhr sowie sonntags um 11.30, 13.30, 14.30 und 15.30 Uhr statt. Kinder von 5 – 14 Jahre zahlen € 2,50 Erwachsene € 5,00 pro Person. Individuelle Führungen für Gruppen werden an allen Wochentagen arrangiert. Eine vorherige Anmeldung ist empfehlenswert.

Anfragen und Reservierungen: Rathaus der Stadt Oppenheim, Merianstraße 2, 55276 Oppenheim, Tel.: +49 (0)6133-4909-14, Fax: +49 (0)6133-4909-29,
info@stadt-oppenheim.de, www.oppenheim-tourismus.de, www.stadt-oppenheim.de

Bildquelle: Bilddatenbank Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH