Meldung vom 04.10.2007 

Reduzierung von CO2-Ausstoß

Mit kurzfristig wirksamen Maßnahmen lässt sich auch Partikelbelastung um ein Viertel reduzieren - Offensiver Ansatz bei Fahrzeugtechnik, Fahrer und Infrastruktur

Die international tätige Sachverständigenorganisation DEKRA fordert eine Offensive mit kurzfristig wirksamen Maßnahmen zur Optimierung des Umweltschutzes im Pkw-Verkehr. „Wir können bereits heute schnell und nachhaltig einen wirksamen Beitrag zur sicheren und sauberen Mobilität leisten. Mit einem integrierten Konzept, das Technik, Fahrer und Infrastruktur gleichermaßen umfasst, lassen sich sehr schnell mehr als 15 Millionen Tonnen CO2 und ein Viertel der gesamten Partikelbelastung vermeiden. Mit längerfristig wirksamen Maßnahmen könnten weitere 16 Millionen Tonnen CO2 und weitere 50 Prozent der gesamten Partikelemissionen eingespart werden“, erklärte Dipl.-Kfm. Klaus Schmidt, Vorstandsvorsitzender von DEKRA e.V. und DEKRA AG, am 12. September 2007 bei einem Pressegespräch auf der Pkw-IAA in Frankfurt. „Dafür müssen das Verständnis der Autofahrer geweckt, die gesetzlichen Rahmenbedingungen geschaffen und die entsprechenden Technologien zügig eingesetzt werden.“

Als europäischer Marktführer in der periodischen Fahrzeugüberwachung und führender Sicherheitsdienstleister im industriellen Prüfgeschäft verfügt DEKRA über eine breite Expertise auch im Bereich Umweltschutz. „Der Verkehr verursacht allein in Deutschland einen CO2-Ausstoß von rund 160 Millionen Tonnen pro Jahr. 56 Prozent des heutigen Fahrzeugbestands entsprechen nicht den modernen Abgasnormen. Auch die Fahrer sind nur unzureichend aufgeklärt, wie sie selbst zur Schadstoffvermeidung beitragen können. Und ein immenser Teil der Belastungen entsteht durch Mängel in der Infrastruktur“, konstatierte Klaus Schmidt. „Dennoch gibt es bereits jetzt schnell greifende Maßnahmen, mit denen die Umweltbelastungen nachhaltig vermindert werden können.“

Partikelfilter für sechs Millionen Diesel-Pkw

Im Bereich Fahrzeug setzen die DEKRA Experten auf Verbrauchsoptimierung und Schadstoffreduzierung durch moderne Fahrzeugtechnologie. Start-Stopp-Technik, Downsizing von Motoren, Leichtlaufreifen, moderne Leichtlauföle und andere Technologien bergen CO2-Einsparpotenziale von jeweils 2 bis 10 Prozent. Allein der konsequente Einsatz von Start-Stopp-Automatiken kann 300.000 Tonnen CO2 einsparen. Außerdem könnten 6 Millionen der heute in Deutschland zugelassenen Pkw mit Dieselantrieb mit Partikelfiltern nachgerüstet werden. Schmidt: „Das entspricht einem Reduzierungspotenzial von rund 4.000 Tonnen Partikelmasse oder 25 Prozent pro Jahr.“

Bei Pkw mit Otto-Motoren wurde nach den Worten des DEKRA Chefs bereits in den vergangenen Jahren durch moderne Abgasbehandlungssysteme eine dramatische Verbesserung der Emissionen erreicht. Deshalb liegt das weitere Optimierungspotenzial allein in der Verringerung des Kraftstoffverbrauchs und damit des CO2-Ausstoßes sowie in der sukzessiven Erneuerung der 23 Millionen Altfahrzeuge mit Schadstoffklasse Euro 1 und Euro 2.

Sechs Millionen Tonnen CO2-Reduzierung durch Fahrerschulung

Wesentlich schneller wirken hingegen Maßnahmen, die beim Fahrverhalten jedes Einzelnen ansetzen. Fahrversuche der DEKRA Akademie mit Fahrzeugführern, die gezielt in wirtschaftlicher Fahrweise trainiert wurden, ergaben auf den Teststrecken Einsparungen von Kraftstoffverbrauch und CO2-Emissionen von jeweils 10 Prozent. „Die umweltschonende und energiesparende Fahrweise ist zwar seit 1992 Bestandteil der Fahrausbildung , seit 1999 auch Bestandteil jeder Fahrerlaubnisprüfung. Aber eine Fortbildung all jener Fahrzeugführer, welche über das Wissen der umweltschonenden und energiesparenden Fahrweise noch nicht verfügen, ergäbe in Deutschland ein wesentliches Einsparpotenzial“, betonte Klaus Schmidt. „Eine gezielte Fortbildung der Kraftfahrer könnte den CO2-Ausstoß in Deutschland um bis zu 10 % jährlich verringern.“ Für Schmidt steht deshalb außer Frage, dass die heute in der Fahrschülerausbildung und Fahrerlaubnisprüfung integrierte umweltschonende und energiesparende Fahrweise eine wichtige Rolle beim Umweltschutz darstellt. Das Wissen sollte in Fortbildungen später periodisch aufgefrischt werden.

Zur Schulung in wirtschaftlicher Fahrweise gehört nach Auffassung des DEKRA Chefs auch die Anwendung von Navigationssystemen und modernen Fahrerassistenzsystemen: „Die moderne Technik ist vorhanden, wir müssen sie zur Optimierung des Verkehrsflusses und damit zur Erreichung der Umweltschutzziele nur nutzen.“

Stauvermeidung bringt den höchsten Beitrag

Ein zusätzlicher Grundpfeiler eines systematischen CO2-Reduzierungs-programms muss nach Überzeugung der Sachverständigenorganisation DEKRA die Verbesserung des Verkehrsflusses insbesondere in Ballungsräumen sein. Lange Standzeiten an Ampeln sowie Stop and Go-Verkehr auf Hauptverkehrsstraßen erhöhen den Kraftstoffverbrauch und damit den CO2-Ausstoß. Bei DEKRA Testfahrten im Stadtgebiet Stuttgart stieg der CO2-Ausstoß unter ungünstigen Bedingungen um 60 Prozent. „Ließen sich Verkehrstaus durch Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur und den Einsatz moderner Informationstechnologien zur Verkehrssteuerung um 50 Prozent reduzieren, ergäbe sich kurzfristig ein Einsparpotenzial von 8 Millionen Tonnen CO2“, erklärte Schmidt. Optimierungspotenzial besteht nach Schmidts Worten vor allem in der Einführung von Verkehrsmanagementzentralen in Ballungszentren, ihrer Vernetzung mit dem Umland und untereinander sowie beim forcierten Einsatz moderner Technologien zur dynamischen Verkehrssteuerung.

Investitionen in die Infrastruktur notwendig

Neben den kurzfristig realisierbaren Maßnahmen haben die DEKRA Experten auch Handlungsempfehlungen für langfristige Maßnahmen durchgerechnet. Dazu gehört unter anderem der sukzessive Ersatz von derzeit 3,2 Millionen Dieselfahrzeugen, die schlechter als Euro 3 eingestuft sind. Bis ins Jahr 2020 ergibt sich durch die Flottenerneuerung aller Dieselfahrzeuge ein Einsparpotential von 8.000 Tonnen. Das entspricht 50% der heutigen Gesamtemissionen. Bei Otto-Pkw der Stufen Euro 1 und Euro 2 sind bei Erneuerung der Fahrzeuge Reduzierungen von 144.000 Tonnen Stickoxiden bzw. Kohlenwasserstoffen sowie Kohlenmonoxid-Einsparungen von 300.000 Tonnen zu erwarten. „Bei rund drei Millionen Neuzulassungen pro Jahr ist allerdings erst in zehn bis 15 Jahren eine komplette Erneuerung der Flotte zu erreichen“, sagte Klaus Schmidt. Notwendig seien deshalb außerdem erhebliche Investitionen in die generelle Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur und innovative Informations- und Kommunikationstechnologien: Auf diesem Wege lassen sich langfristig weitere 16 Millionen Tonnen CO2 vermeiden. Das entspricht einem Minus von noch einmal 10 Prozent.

Schmidt appellierte an Autofahrer, Gesetzgeber und Hersteller, kurzfristig wirksame Maßnahmen für den Umweltschutz nach besten Kräften zu unterstützen: „Erfolge können sehr schnell erzielt werden. Und ohne Verbesserung des Umweltschutzes gibt es keine nachhaltige Mobilität.“