Meldung vom 09.07.2007 

Zuhause in der ganzen Welt

Der Erfinder der geführten Wohnmobilreisen als Gast im Campingpark Sanssouci

Es war ein gemütliches Treffen der Weltenbummler, die mit ihren Wohnmobilen den Campingpark Sanssouci in Potsdam bevölkerten. Menschen, die sich auf ausgedehnten Weltreisen kennen gelernt hatten, trafen sich Mitte Juni, um mit Kurt Erler seine Stadt zu entdecken. Kurt Erler mit den kurzen weißgrauen Haaren, dem braungebrannten Teint und dem Humor, der aus seinen Augen blitzt, ist die Inkarnation des weltmännisch-freundlichen Reiseführers.

Schon zu DDR-Zeiten war er in der Tourismusbranche tätig, aber so richtig los ging es dann erst nach der Wende. „Ich hatte keine Ahnung und davon ganz viel“, kokettiert er. Inzwischen nennt man Kurt Erler den Erfinder der geführten Wohnmobilreisen. Alles begann aber mit dem Bus. Kurz nach der Wende, noch vor der Währungsunion, bot er mit der Berliner Zeitung Leserreisen in die USA an. „Jeder wollte nach Amerika“, sagt er, und innerhalb eines Tages waren die 165 Teilnehmer für die erste Tour beisammen. Und der Wendeeuphorie hatten sie auch zu verdanken, dass sie „ohne Beziehungen“ einen Empfang in der UNO und beim Pentagon, bei der Deutschen Botschaft in Washington erhielten: es war die erste ostdeutsche Gruppe, die zu diesen Ehren kam.

Auch heute, Kurt Erlers Brust hebt sich stolz, habe er noch Kunden, die bei dieser ersten Reise dabei waren. Für Erler selbst war es eine Entdeckung, denn auch er war noch nie in Amerika gewesen. Kurz darauf kam ihm die Idee für die geführten Wohnmobilreisen. Das Motto: Jeder für sich, aber nicht alleine, hat sich bewährt. Jeder Reisende erhält eine detailliert beschriebene Route, man trifft sich abends an vorher bezeichneten Stellen und kann in seinem eigenen Tempo fahren.

Der erste Trip führte, klar, wohin sonst, von Los Angeles nach Florida mit 46 Wohnmobilen und 124 Personen. Und dann war kein Halten mehr. Inzwischen „macht“ Kurt Erler auch Mexiko, hat sich und seinen Mitfahrern den Süden Afrikas erschlossen, Neuseeland, Australien, Kanada und Alaska. Die Reisen dauern immer lange, man muss Zeit haben für die neuen Eindrücke, sagt der Mann, der viel gelernt hat in den letzten sechzehn Jahren. Toleranz ist da gefragt, Einfühlungsvermögen, Flexibilität, vor allem auch auf den neuen Routen wie in China und Tibet, wohin eine 25tägige Busreise führt.

Wenn ein mitgeführtes Fahrzeug seinen Geist aufgibt oder einer der Mitreisenden erkrankt und schnelle Hilfe braucht, benötigt Kurt Erler vor allem Improvisationstalent. Und wenn ein schlechtgelaunter gast die Gruppe zu sprengen droht, ist Psychologie gefragt. Aber nichts macht ihm mehr Angst, er ist inzwischen mit einer gesunden Gelassenheit gesegnet.

Am meisten beeindruckt ist Erler von Afrika, von dieser gewaltigen Natur und auch den Unwägbarkeiten, die der schwarze Kontinent immer wieder bereithält. Diese Tour ist nicht besonders erholsam, und solange die Probleme nicht gelöst sind, die dort als Armut, Korruption, Krankheiten und Kriminalität an jeder Ecke lauern, macht er sich Sorgen um das Land, das er sehr ins Herz geschlossen hat. „Die Eindrücke reichen für Jahre“, schwärmt er und sein Blick verliert sich am weiten afrikanischen Horizont, den er in diesem Moment ganz alleine für sich hat, „das vergessen die Leute nicht“.

Inzwischen sind natürlich nicht nur Ostdeutsche unter „seinen“ Touristen, sie kommen aus ganz Deutschland, der Schweiz und Österreich, um sich von ihm eine Weile in andere Welten entführen zu lassen. Abends unterhält er die Gruppe dann auch schon mal als Sänger, Entertainer und Diskjockey – aber für den ehemaligen Präsidenten des Potsdamer Karnevalsvereins ist das noch eine der leichteren Übungen. „Meine Frau ist Leid erprobt“, sagt er, der trotz seiner 67 Jahre immer noch acht Monate von zwölfen unterwegs ist, aber an Weihnachten, da möchte er zuhause sein.

Zuhause, ja, das sei zwar die ganze Welt, aber zuallererst immer noch Potsdam, sagt er, packt seine Sachen zusammen und geht schnell dahin, wo seine Frau mit dem Sonntagsbraten wartet. Sicher wird er noch eine Weile so weitermachen – an seiner durchtrainierten Figur kann man sehen, dass das Weltenbummeln fit hält. Und wenn er in Potsdam ist, schaut er auch immer mal wieder mit oder ohne Gruppe beim Campingpark Sanssouci vorbei. Ein bisschen Weltluft muss immer um seine Nase wehen.

Ausführliche Informationen zum Campingpark Sanssouci finden Sie hier, weitere Informationen zu den Wohnmobilreisen unter www.seabridge-tours.de.


Fotos von Roger Drescher