Das AIVS befragte 200 kaufwillige Autofahrer im Umfeld von Autohäusern und stellte interessante Rahmenbedingungen fest:
· 84% anstehender Autokäufe werden durch Umweltverträglichkeit bzw. eine deutliche Verbrauchsreduzierung beeinflusst werden.
· Auch umweltfreundliche Autos müssen im Wettbewerb bestehen können.
· Markenimage verliert an Bindungskraft. Hersteller müssen sich den veränderten Ansprüchen stellen um nicht deutlich an Kundengunst zu verlieren.
· Wegen der festgestellten Unsicherheit der Kunden empfiehlt der AvD ein unabhängiges Öko-Siegel, welches die Gesamtumweltbilanz eines Autos berücksichtigt und nicht nur einzelne populäre Faktoren wiedergibt.
Die Befragten offenbarten durchaus den Willen, sich umzuorientieren, wenn sie denn eine klare und nachvollziehbare Orientierungspunkte hätten. Deutlich wurden folgende Themenkomplexe:
Unklarheit beim Kunden: Wann ist denn ein Auto überhaupt umweltfreundlich?
Wie sich einzelne Antriebskonzepte in Ihrer Umweltfreundlichkeit unterscheiden ist für die meisten Kunden nicht nachvollziehbar. Sowohl mangelnde technische Informationen als auch teils unklare bzw. missverständliche Werbeaussagen über die Umweltfreundlichkeit von Fahrzeugen sind hier als Ursachen zu sehen. Auch indirekte Umweltbelastungen bei Förderung, Produktion und Transport von alternativen Energien, Erdgas und Wasserstoff bleiben für Verbraucher undurchsichtig. Wenn Umweltfaktoren zu handhabbaren Entscheidungsfaktoren werden sollen möchten viele Befragten die Entsorgungsaufwendungen von Batterien aus Elektro- oder Hybridfahrzeugen bei der Umweltbetrachtung ebenso einbeziehen, wie die benötigte Energie für die Wasserstoffproduktion.
Der Kunde wünscht sich an dieser Stelle ein klar nachvollziehbares Umweltsiegel mit entsprechender Klassifizierung. Die Umweltfreundlichkeit des einzelnen Fahrzeugs kann hierbei nicht isoliert betrachtet werden, sondern er möchte das Zusammenwirken aller Systembestandteile betrachten. Emissionen und Schadstoffe bei der Entwicklung, Produktion, Betrieb und Entsorgung müssen hier Berücksichtigung finden. Werbeaussagen mit Bezug auf Umweltverträglichkeit und Emissionsvolumen müssen konsequent für den Verbraucher nachvollziehbar und durchsichtig sein.
Das Image eines reinen "Öko-Autos" ist nicht attraktiv.
Für 81% der Befragten Autofahrer steht ein "Öko-Auto" für Verzicht und Einbußen. Nur 33% der Befragten verbinden den Begriff "Öko-Auto" mit moderner Leichtbauweise oder besonders fortschrittlicher Spritspartechnologien. Die Vorstellung von Verzicht ist in den Köpfen der Verbraucher deutlich präsenter als handfeste Umweltfaktoren wie CO2 Ausstoß und der Einsatz moderner Spritspartechnologien. Wenn, wie bei 31%, ein im Vergleich zu "Schwestermodellen" deutlich höherer Preis hinzukommt, reduzieren sich die Markchancen entsprechender Fahrzeuge stark.
Aber:Umweltaspekte rangieren vor Herstellertreue und Markenimage
Auch wenn gerade deutsche Hersteller großes Markenimage genießen und versuchen ihre Kunden teilweise über Generationen zu binden, sind aktuell 56% der Käufer bereit, aus Umweltaspekten ein Auto eines anderen Herstellers zu wählen, auch wenn dies im ersten Moment mit weniger Markenimage einhergehen würde. "Zum Image eines Herstellers gehört heute, ganz klar die Leistungsfähigkeit im Umweltbereich. Wer dies als Autobauer nicht in seine Philosophie aufnimmt, werden die Stammkunden bald in Fahrzeugen der Konkurrenz wegfahren," so AvD Verkehrssoziologe Bastian Roet vom AIVS.
Auch ein umweltfreundliches Auto muss den Wettbewerb bestehen.
Nach wie vor sind die wichtigsten Kaufkriterien für ein Auto Sicherheit, Zuverlässigkeit, Preis/Leistungsverhältnis und die Höhe der Unterhaltskosten. Dann folgen Umweltaspekte wie Kraftstoffverbrauch und Schadstoffausstoß.
Auch wenn Umweltfaktoren immer wichtiger werden, bleibt das Auto eine emotionaler Gegenstand. Ausreichender Komfort und Fahrleistungen sowie ein positives Image sind hier die Prüfsteine ob ein umweltfreundliches Auto die Herzen der Kunden gewinnen kann. Für 84% der Käufer wird ein umweltfreundliches Auto dann attraktiv, wenn es durch den Einsatz modernster Technik den Verbrauch reduziert ohne zu große Einbußen bei den Fahrleistungen hinnehmen zu müssen. Ein gutes Image von Modell und Hersteller ist für den Kauf mitentscheidend. Hier muss ein Fahrzeug bei 53% der Befragten punkten, um bei den Käufern nicht durchzufallen.
Die Kaufentscheidungen verändern sich
60% der Befragten gaben an, bei Ihrem nächsten Autokauf auch einen Mehrpreis zwischen 1000,-€ und 2000,-€ für ein umweltfreundlicheres Fahrzeug zahlen zu wollen. Weitere 24% sind bereit einen Mehrpreis für verbrauchsärmere und modernere Antriebstechnik zu zahlen. Sind die Finanzierungskonditionen allerdings nicht attraktiv, tritt fast der Hälfte der Privatkunden von einer anstehenden Kaufentscheidung zurück.
Mögliche Kaufanreize könnten auch Ausnahmegenehmigungen bei Fahrverboten, City-Maut, oder eine Reduzierung von Parkgebühren in der Innenstadt sein. Hier ist die Kreativität der lokalen Akteure gefragt.
Fast 90% der Verbraucher sind bereit für die Umweltfreundlichkeit Ihres zukünftigen Autos auf Eigenschaften und Ausstattungen zu verzichten, die sie jetzt schon haben. Fast die Hälfte der Autokäufer wäre bereit die Fahrzeuggröße zu reduzieren. Dies ist aber nicht gleichbedeutend mit der gefühlten Fahrzeugklasse und Wertigkeit. Bei Zuverlässigkeit, Fahrkomfort und Nutzwert werden hingegen keine Abstriche oder nur sehr geringe Abstriche in Kauf genommen. Bei bis zu 40% der Befragten stehen elektronische Zusatzausstattung wie Funkfernbedienung oder Fensterheber hinten auf der möglichen Streichliste.
Mit Besorgnis äußerte sich AvD Präsident Fürst Ysenburg zu der Tatsache dass fast ein Fünftel (17%) bereit wäre auf Sicherheitsaspekte wie ESP zu verzichten: "Wegen der CO2-Diskussion darf es, gerade mit Blick auf Unfallzahlen und die notwendige Reduzierung der Verkehrstoten, keinerlei Rückschritte in der Verkehrssicherheit geben. Hier würde das Leben der Menschen unmittelbar gefährdet." An dieser Stelle sollten die Hersteller ihrer Verantwortung gerecht werden und auch im Kleinwagenbereich solche Sicherheitssysteme zur Serienausstattung machen.
Die Infrastruktur muss bereit sein.
Damit umweltfreundliche Fahrzeuge die Schadstoffbilanz verbessern können, müssen sie ältere Autos und Spritfresser auf den Straßen ersetzen und nicht nur bis in die Verkaufsräume rollen. Gerade mit Blick auf alternative Antriebskonzepte wie Erdgas, Wasserstoff oder Brennstoffzelle muss die Infrastruktur vorhanden sein. Für 87% der Autokäufer ist ein ausreichendes Tankstellennetz sowie einfaches Betanken die wichtigste Grundvoraussetzung, um ein Fahrzeug mit alternativem Antriebskonzept überhaupt für einen Kauf in Erwägung zu ziehen.
Umweltfreundlichen Mobilität passiert im Kopf, weniger in einer isolierten Kaufentscheidung.
Wenn es darum geht, wie Verbraucher Kraftstoff einsparen, gaben 78% der befragten Autofahrer an, vor allem durch eine veränderte Fahrweise und Mobilitätsplanung seltener an die Tankstelle zu müssen. Vorausschauendes Fahren, frühes Hochschalten und das Zusammenlegen von Fahrten hat sich für die meisten bewährt. Die Anschaffung eines verbrauchsärmeren Autos sehen hingegen nur 9% als entscheidenden Punkt an. Dies mag ein wichtiger Grund dafür sein, warum umweltfreundliche Autos im Kaufverhalten bislang nur eine untergeordnete Rolle spielen.