Wenn ein Gast im Campingpark Sanssouci unter der Dusche steht und sich den Schmutz des Tages abreibt, wird er wohl kaum darüber nachdenken, wie das Warmwasser gewonnen wird, das ihm gerade über den Körper rinnt. Für den Nutzer ist der technische Fortschritt nicht merklich, den der Campingpark durch den Anschluss einer Solaranlage für die Warmwasserversorgung erzielt hat, und doch ist es ein Quantensprung. Die neue Anlage übernimmt die komplette Warmwasserversorgung des Campingparks und reduziert die Gaskosten auf einen Schlag um siebzig Prozent. Sonne gibt es auch im Märkischen und es ist ein Stück Unabhängigkeit vom sprunghaft unkontrolliert agierenden Energiemarkt, das sich die Betreiber mit der neuen Solaranlage aufs Dach eines Sanitärgebäudes gestellt haben.
v.l.n.r.: Barbara Hackenschmidt, energie- und umweltpolitische Sprecherin
Voller Stolz drückten sie am 10. Juni 2008 den Knopf, der symbolisch die neue, hypermoderne Solaranlage im Campingpark Sanssouci in Betrieb setzte: Dieter Lübberding und Walter von Ohlen, die beiden Campingparkbetreiber, Klempnermeister Andreas Hillig, der die Anlage entworfen und gebaut hat, und Barbara Hackenschmidt, energie- und umweltpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion. „Ich find’s toll, dass Unternehmer sich über energiepolitische Investitionen Gedanken machen und in diesem Fall Gas durch Solarenergie ablösen“, sagt Barbara Hackenschmidt, die auch meint, dass es für einen Saisonbetrieb nicht selbstverständlich ist, sich für eine solche Technik zu entscheiden. Dieses Beispiel zeige auch, wie eng der Tourismus mit dem Umweltschutz verzahnt sei. Es waren sicher auch umweltpolitische Gründe, die Walther von Ohlen und Dieter Lübberding zu ihrer Investition brachten, aber die aktuelle Diskussion um die Erhöhung der Gaspreise zeigt ganz deutlich, dass Umweltschutz und Wirtschaftlichkeit aufs Engste miteinander verknüpft sein können — und wahrscheinlich in Zukunft noch enger verzahnt sein werden. Immerhin bedeutet ein solcher Bau erst einmal eine ordentliche Investition — in diesem Fall 60.000 Euro, aber auch die Gewissheit, dass ab sofort ein gewaltiger Teil der Gaskosten eingespart wird.
der SPD- Landtagsfraktion; Walther von Ohlen, Campingparkbetreiber;
Andreas Hillig, Klempnermeister; Dieter Lübberding, Campingparkbetreiber
Vierzehn Sonnenkollektoren stehen in einem Anstellwinkel von 38° auf dem Dach eines der vier modernen Sanitärgebäudes und schauen ein bisschen kokett in die Sonne, deren Energie sie aufnehmen und verwerten. Der Anstellwinkel ist für unsere Breiten- und Längengrade genau berechnet und erlaubt so eine optimale Ausschöpfung der Sonnenenergie, aber auch Schutz vor Wind und Wetter. Verbunden sind die Kollektoren mit einer Kesselanlage. Schön sehen diese Behältnisse aus, in denen die Wärme gespeichert und ausgetauscht wird, sie blitzen weiß und chromfarben in den freundlichen Raum. Rot ist die Flüssigkeit, die die Wärme von den Kollektoren in die Kessel transportiert. Die ca. einen Meter fünfzig breiten, achtzig Zentimeter hohen Kollektoren sehen aus, als müsse man unglaublich viel Flüssigkeit in sie leiten, um Sonnenwärme herauszuziehen. Aber es ist ein Wunder der modernen Technik, dass zweieinhalb Liter pro Kollektor ausreichen. Andreas Hillig freut sich besonders über diese Anlage, die er eigens entwerfen musste. Der Saisonbetrieb des Campingparks verlangt, dass im Sommer ungefähr vierzig Duschen und achtzig Waschbecken zeitgleich mit Warmwasser versorgt werden. Hinzu kommen noch entsprechend viele Spülbecken, im Winter dagegen reicht Frostschutz aus. Aber Andreas Hillig lässt sich auf solche Herausforderungen gerne ein, und man merkt ihm seinen Stolz an, wenn er das „Bus-System“ erklärt, das die beiden Brennwertkessel miteinander kommunizieren lässt. Der eine fasst 25 Kilowatt, der andere 75, und sie sind so aufeinander abgestimmt, dass sie von fünf bis fünfundsiebzig KW produzieren können. Sie „sprechen“ miteinander und sorgen dafür, dass überschüssige Wärme gespeichert wird, wenn man sie gerade mal nicht benötigt. Es ist ein kleines technisches Wunder, das intelligent die Naturkräfte nutzt — und der Campingpark Sanssouci geht mit seiner Umweltpolitik mit gutem Beispiel voran, und die Installation der Solaranlage ist nur ein Baustein des Energiesparmodells, das sich die Betreiber zueigen machen. Wie die aktuelle Energiepreisdiskussion zeigt, kommt die Solaranlage genau zur richtigen Zeit und wird sich schneller amortisieren, als bei der Planung absehbar war. Das ist energiepolitisches Management, wie man es sich wünscht.
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