Mit den Beobachtungen der Experten und den Besuchern soll eins der zahlreichen Mysterien um diese intelligenten Tiere gelöst werden. Oktopoden gelten als äußerst verspielt und einfallsreich. Sie können durch ein Loch in der Größe eines Eurostückes hindurchschlüpfen und problemlos eine Dose oder auch Schraubverschlüsse öffnen. Doch mit welchem Arm tun sie das? Haben sie einen Lieblingsarm, um Futter zu suchen und einen anderen, der die Umgebung erkundet? Dies möchten die Sea Life Großaquarien zusammen mit den Besuchern herausfinden. Die Ergebnisse sollen Aufschluss über die Entwicklung der Händigkeit bei Tieren geben.
„Es hat schon mehrere Studien gegeben, die den Gebrauch der Arme bei Oktopoden untersucht haben. Allerdings konnten immer nur eine kleine Anzahl an Tieren beobachtet werden und so waren die Resultate jedes Mal widersprüchlich", erklärt Dr. Holger Kraus, biologischer Leiter im Sea Life Konstanz. Um schlüssige Ergebisse zu bekommen, starten neben Konstanz 23 Sea Life Aquarien in ganz Europa eine neue Untersuchung. „Wir werden die Tiere täglich um 15 Uhr aus allen Richtungen füttern und beobachten, welchen Arm sie benutzen. Zusätzlich haben wir eigens für diese Untersuchung ungewohnte Objekte entwickelt und viel Spielzeug besorgt, das wir in den Becken platzieren", erklärt der Biologe den Ablauf des Experiments. Auch die Besucher sind aufgefordert, sich einzusetzen: „Bei uns wird der Tierliebhaber selbst zum Wissenschaftler. Er kann das Verhalten der Oktopoden genau studieren und die Erkenntnisse dokumentieren." Bis jetzt geben Oktopoden der Wissenschaft viele Rätsel auf. „Viele Tiere haben einen bevorzugten Arm, aber die Wissenschaft fokussierte sich bisher immer auf Wirbeltiere und nicht auf Tiere ohne Skelett, so wie der Oktopus. Genau deshalb ist die Untersuchung so spannend, denn Oktopoden entwickeln sich seit 500 Millionen Jahren getrennt von Wirbeltieren", so der Biologe. „Was wirklich unglaublich ist, dass Oktopoden mehr als die Hälfte ihrer Nerven in den Tentakeln haben und es wurde schon nachgewiesen, dass sie teilweise sogar mit ihnen denken."
Die Mehrheit der Studien fand heraus, dass die Kopffüßer mit dem Arm nach Futter greifen, der dem Fressen am nächsten ist. Aber schon 2004 konnte die Universität Wien neue Erkenntnisse bekannt geben. In einer Studie mit acht Oktopoden haben die Forscher nur 49 verschiedene Kombinationen von einer, zwei oder drei Extremitäten beobachtet, obwohl 448 möglich wären. Sie schlossen daraus, dass die meisten Kopffüßer ein bevorzugtes Auge haben, das ihrem Lieblingsarm verschiedene Tätigkeiten diktiert. In der österreichischen Studie musste ein Oktopus eine Höhle erkunden, die wie ein T geformt war. Auch dazu benutzten sie ihren Lieblingsarm. Die Untersuchung der Sea Life Aquarien wird hier ansetzen und weitergehen. Nun kann man auf die Resultate gespannt sein. Ob die Mehrheit der Oktopoden – so wie wir Menschen – Rechtshänder sind? Im Herbst geben die Sea Life Aquarien das Ergebnis der Untersuchung bekannt.
Weitere Informationen zu Sea Life erhalten Sie unter www.sealifeeurope.com.