Angelegt wurde er im 16. Jahrhundert für die kurfürstlichen Reiter, die vom Tiergarten zum Grunewald mussten. Er führte damals noch durch Feld, Wald und Wiese. Seinen Ausbau zum Boulevard verdankt er Otto von Bismarck, der ein Äquivalent zu den Champs-Elysées schaffen wollte. Wenn irgendwo der Begriff der „Goldenen Zwanziger Jahre“ Realität war, dann am Kurfürstendamm. Die berühmte Meile wurde zum skandalträchtigen Vergnügungs- Zentrum einer Nation, die allen politischen und wirtschaftlichen Problemen jener Zeit zum Trotz feierte als gebe es kein Morgen. Und auch der Kommerz wuchs: 1926 eröffnete Kempinski am Kurfürstendamm ein Weinrestaurant, ein Jahr später folgte der berühmte Rennfahrer Ruolf Caracciola mit einer Mercedes-Filiale. 1932 eröffnete das legendäre Café Kranzler. Die wirtschaftliche Blütezeit ging jedoch mit dem Mauerbau zu Ende. Viele Hauseigentümer zogen nach dem Mauerbau nach Westen und verkauften ihre Grundstücke. Nun war der Staat gefragt: Gefördert durch staatliche Bauprogramme entstanden am Kurfürstendamm Zeugnisse der modernen Architektur der 60er Jahre, die sich bewusst abhoben von den traditionellen Gebäuden des Boulevards. Und eine weitere Funktion gewann der Ku´damm mit dem Mauerbau dazu: die der politischen Bühne. Lagen vorher die Schauplätze für Paraden und Demonstrationen im Osten der Stadt, musste nun ein dafür geeignetes Terrain im Westen gefunden werden. Legendär war der Auftritt John F. Kennedys, als er am 26.Juni 1963 in einem Triumphzug über den Kurfürstendamm fuhr, wo ihm Tausende Berlinerinnen und Berliner zujubelten. 26 Jahre später feierten an gleicher Stelle Ost und West hier gemeinsam die Öffnung der Mauer und das Ende der Teilung Deutschlands. Und zwischen den Höhepunkten der Historie des geschichtsträchtigsten und gleichzeitig extravagantesten aller deutschen Boulevards gab und gibt es genug Zeit, um hier nach Lust und Laune zu shoppen...