Dies fordert der Verkehrsclub Deutschland e.V. (VCD) anlässlich des gestern öffentlich gewordenen Rückgangs von Pkw-Neuzulassungen in Deutschland im Jahr 2008. Stattdessen müsse die Krise als Chance begriffen werden, eine zukunftsfähige und ökologische Verkehrspolitik einzuläuten. Statt einer Abwrackprämie oder zinsverbilligter Kredite für den Autokauf sollte die große Koalition besser zügig eine CO2- basierte Kfz-Steuer mit echter ökologischer Lenkungswirkung umsetzen und in den öffentlichen Verkehr investieren. Beim Ausbau des umweltfreundlicheren Bus- und Bahnnetzes seien deutlich größere Beschäftigungseffekte zu erzielen als in der Autobranche.
Michael Gehrmann, VCD-Bundesvorsitzender: *Wird der Umweltverbund durch modernere Fahrzeuge und bessere Verbindungen gestärkt, führt dies zu mehr Fahrgästen in Bussen und Bahnen und somit zu einem Aufschwung bei Busherstellern und im Schienenfahrzeugbau. Mehr Bus-, Lok- und Straßenbahnfahrer würden gebraucht, dazu mehr Service- und Wartungskräfte - ein unmittelbarer positiver Beschäftigungseffekt. So könnten zigtausend neue Jobs geschaffen und eine zukunftsfähige Verkehrspolitik vorangetrieben werden."
Der Arbeitsmarkt in Deutschland sei bei weitem nicht so stark abhängig von der Pkw-Produktion wie die Autohersteller glauben machen wollten. So hänge nicht jeder 7. sondern nicht einmal jeder 20. Arbeitsplatz von der Produktion und Nutzung von Pkw ab. Bei der von der Autolobby benutzten Zählung seien auch Beschäftigungseffekte durch die Lkw- und Bus-Produktion mit eingerechnet. Zudem, so der VCD, sei die Autoproduktion in den letzten Jahren stark von Rationalisierung und Automatisierung geprägt gewesen. Um die Zukunft der Autobranche dauerhaft zu sichern, müsse die Politik die Hersteller zwingen, auf Pkw mit niedrigem Energieverbrauch zu setzen. Dafür sei die Reform der Kfz-Steuer schnellstens so umzusetzen, dass Spritschlucker deutlich stärker belastet werden als sparsame Autos.
Gerd Lottsiepen, verkehrspolitischer Sprecher des VCD: *Der Export von Pkw bricht zusammen. Er ist aber durch Konjunkturmaßnahmen in Deutschland nicht zu fördern. Neuzulassungen in Deutschland sind im letzten Jahr nur leicht gesunken. Verlierer waren vor allem ausländische Hersteller. Bei den deutschen Herstellern verloren nur die GM-Tochter Opel und der Sportwagenhersteller Porsche. VW dagegen realisierte 2008 einen Rekordgewinn und verkaufte wie geplant mehr Wagen als im Vorjahr. Mercedes und BMW konnten ihre Verkaufszahlen stabil halten. Die Kassen der Hersteller sind also gut gefüllt. Definitiv falsch ist es, jetzt in Krisenzeiten massenhaft Steuergelder zu verpulvern, damit die Autoindustrie so wie bisher weitermachen und auch ihre Spritschlucker verkaufen kann, die in den letzten Wochen zu Ladenhütern wurden."