Die meisten Touristen verbinden das Reisen mit Erholung, Entspannung, Abwechslung, Unterhaltung, Abenteuer und Freiheit. Freiheit? Wohl die wenigsten machen sich bewusst, welch langen Weg, allein dieser Begriff im alltäglichen Sprachgebrauch zurückgelegt hat. Was unterscheidet die Freiheit des modernen Touristen von der Freiheit, für die einst die ersten deutschen Demokraten kämpften? Damals während und vor der Revolution von 1848/49. Was ist von den damaligen Ideen, den damaligen Ereignissen, Schauplätzen und Persönlichkeiten geblieben? Was ist noch heute zu sehen und zu erleben? Die „Straße der Demokratie“ will es zeigen, am Leben erhalten oder wiederbeleben.
Die Idee von der „Straße der Demokratie“ lebt schon seit rund einer Dekade im Südwesten Deutschlands. Zu den Jahrestagen der revolutionären Ereignisse von 1848/49 besannen sich die Initiatoren auf die Ursprünge der demokratischen Bewegung, auf das gemeinsame kulturhistorische Erbe und die Innovationskraft dieser einst revolutionären Ideen. Gleichzeitig machten die Initiatoren - Kulturhistoriker und Touristiker gleichermaßen - sich bewusst: Der historischen und kulturellen Aufarbeitung muss schon bald die kulturtouristische Aufarbeitung folgen. Kernfragen waren: Wie gelingt es, Geschichte spannend und authentisch zu vermitteln? Wie kann der Tourismus die Ursprünge der demokratischen Bewegung nutzen? Wie gelingt es, Besucher und Gäste der Region mit dem kulturhistorischen Erbe der Region vertraut zu machen? Was bedeutet Demokratie heute?
Eine Zukunftskonferenz im November 2007 verabschiedete das erste Perspektivpapier und Entwicklungskonzept, auf dessen Grundlage jetzt die Projektentwicklung fortgesetzt wird. Die PROJECT M GmbH Stuttgart hat im Auftrag der beteiligten Städte die Leitung eines neuen Projektbüros übernommen. Ziel ist es, die „Straße der Demokratie“ als kulturtouristische Route weiterzuentwickeln, Website, Flyer und Reiseangebote zu konzipieren sowie neue Partner zu gewinnen. Auf der ITB 2009 in Berlin sollen erste Ergebnisse präsentiert werden.
Bislang 11 Partner haben sich zusammengefunden, um die Straße der Demokratie auch touristisch weiterzuführen: Frankfurt a.M., Freiburg i. Br., Karlsruhe, Lörrach, Mannheim, Neustadt an der Weinstrasse, Offenburg, Philippsburg, Rastatt, Sinsheim und die Siebenpfeiffer-Stiftung für Zweibrücken/Homburg. Fachlich begleitet wird die Projektentwicklung von der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg.
Die Paulskirche, das Hambacher Schloss, der Salmen zu Offenburg, das Ständehaus in Karlsruhe oder auch das Bundesverfassungsgericht sind nur einige der Schauplätze auf der Straße der Demokratie. Sie legen jeweils auf ihre eigene Art Zeugnis ab von der Geschichte der Demokratie in Deutschland.
Das Vorhaben hat jedoch noch weiter reichende Perspektiven: Langfristig will die „Straße der Demokratie“ im Südwesten als Pionierroute eine Vorreiterfunktion übernehmen. Sie soll als Vorbild für weitere regionale Themenrouten dienen, die das Thema Demokratie bundesweit, möglicherweise sogar europaweit, touristisch in Wert setzen. Eine entsprechende kooperative Vernetzung ist in Vorbereitung.
Dabei legen die Partner Wert auf eine adäquate Umsetzung des Themas: Sowohl die kulturhistorischen und gesellschaftspolitischen Dimensionen als auch touristischen Ansprüche sollen angemessen zum Ausdruck kommen. Das Thema soll qualitätsorientiert, authentisch, aber auch emotional und packend inszeniert und kommuniziert werden, z.B. auf Basis einer so genannten Living History.
So soll die vermeintlich trockene, in Wahrheit jedoch überaus spannende, von Brüchen, Widerständen und ungewöhnlichen Persönlichkeiten gekennzeichnete Geschichte der Demokratie als sinnlich erfahrbare und vitale Form des historischen Erlebens inszeniert werden.