Meldung vom 12.05.2010 

Vom Ochsenkarren zum Luxusreisemobil

Camping ist eine der beliebtesten Urlaubsformen in Deutschland. Allein in Brandenburg stiegen die Übernachtungszahlen auf Campingplätzen im vergangenen Jahr um 16,9 Prozent.

Campingurlaub hat sich zu einem ernst zunehmenden Tourismuszweig entwickelt und kann auf eine lange Tradition zurückblicken. Die Interessenvertretung der brandenburgischen Campingwirtschaft, der Verband der Campingwirtschaft im Land Brandenburg e. V. (kurz VCB), wird in diesem Jahr stolze 20 Jahre. Da kann man schon mal einen Blick zurückwerfen, auf die letzten 20 Jahre und auch noch einen Blick weiter.

Wie war das eigentlich früher so mit Campingurlaub, ohne 5-Sterne- Komfort-Campingplatz und definierten Qualitätsstandards? Ja, wenn ich da so an meinen ersten Campingurlaub zurückdenke und der liegt etwa 24 Jahre zurück, war das schon ein kleines Abenteuer. Stellplatz mit wenig Komfort aber heiß umkämpft. Immerhin hatten wir einen Campingplatz an der Ostsee auf Rügen ergattert. Eng gedrängt, Wohnwagen an Zelt und wieder Wohnwagen, bevölkerten die zum Teil weit angereisten, oftmals Gelegenheitscamper, das Campingareal.Für 14 Tage hieß es „Hurra wir haben einen Campingplatz an der Ostsee“. Gut, von den 14 Tagen regnete es mindestens 10. Meine Eltern, geschlagen mit zwei pubertierenden Töchtern in einem Wohnwagen (DDR-Standard versteht sich), versuchten das Beste daraus zu machen. Waschgelegenheiten unter freiem Himmel, Toilettenanlage Marke Plumpsklo, Versorgung organisiert und natürlich mit Anstehen. Verglichen mit heutigen Standards auf Campingplätzen eher vorsintflutlich. He, aber damals wurde man für so einen Urlaubsplatz beneidet! Ja, waren das noch Zeiten!

Camping, vom lateinischen Wort campus (Feld) abgeleitet, ist übrigens keine Erscheinung der Neuzeit. Wenn man so will, reisten schon Antonius und Cleopatra im Wohnwagen zum Mittelmeer. Gezogen wurde dieser Reisewagen übrigens von „nur“ 22 Ochsen. Napoleon lenkte seine Schlachten vom Wohnwagen aus. Goethe reiste im Jahr 1792 in einem „Holzwohnwagen“ mit Bett, Sekretär und Kohleofen nicht nur durch deutsche Lande. Schmunzelnd betrachtet, haben die heutigen Camper berühmte Vorreiter.

So richtig los ging es Anfang des 20. Jahrhunderts. Mit dem Aufschwung der „Goldenen Zwanziger Jahre“ kam in Deutschland der klassische Urlaub auf. Zuvor hatten Arbeitnehmer keinen gesetzlichen Anspruch auf Urlaub. Auf der Suche nach einem preiswerten Urlaubsvergnügen lag es nahe, kostengünstig in der freien Natur zu logieren. Mit einfachen Zelten oder Faltbooten mit einfachster Campingausstattung zog man los und campierte an der frischen Luft. Es entstand eine regelrechte Wochenendbewegung. Der Zweite Weltkrieg unterbrach diese Entwicklung und erst mit Einsetzen des Wirtschaftswunders konnte sich auch die breite Masse wieder Urlaub leisten. Mit der „Stoffvilla“ oder dem „Haus am Haken“ ging´s quer durchs Land. Und so manche „Reise nach Italien“ war eine Endloskette von Stopps auf Campingplätzen.

Eines der ersten Wohnmobile war der VW-Bus T 1, den es auch in einer Version mit Bordtoilette gab. Heute ist das Heer der Campingurlauber bunt gemischt, vom Rucksacktouristen mit Zelt bis hin zum Outdoor- Urlauber der Luxusklasse mit hoch moderner Ausstattung ist alles vertreten. Und für jeden findet sich auch ein Camping-Plätzchen. Eines haben sie gemeinsam, die mobilen Urlauber unserer Zeit: die Lust auf Natur, auf das Erlebnis Camping und auf individuellen Urlaub.

Weitere Informationen: www.campingland-brandenburg.de