Als Dieter Winneknecht 1986 den Entschluss fasste, den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen, war das mit 51 Jahren keine Selbstverständlichkeit. Der Industriekaufmann hatte bis dahin sein gesamtes Berufsleben in der Textilindustrie verbracht und war zum damaligen Zeitpunkt Geschäftsführer einer großen Weberei mit angegliederter Zeltproduktion. Hauptgeschäftsfeld waren technische Textilien und Markisenstoffe. Aber auch Segeltuche für Großzelte der Bundeswehr gehörten zum Fertigungsprogamm. Campingzelte fertigte man zu jener Zeit nebenher. Die Zeltproduktion selbst wurde wie das fertige Zelt eher stiefmütterlich behandelt.
Mitte der 1980er Jahre beschlossen die Inhaber der Weberei, das Unternehmen aus Altersgründen zu schließen. „Die Liquidationsbilanzen lagen schon in der Schublade, aber ich wollte nicht einfach das Licht ausdrehen“, erzählt Dieter Winneknecht. „Hier erkannte ich die riesige Chance, in diesen abwechslungsreichen Markt einzusteigen, zumal ich schon damals ein großer Campingfreund war. Kontakte und Erfahrungen sowie textiles Know-how waren reichlich vorhanden, ebenso das notwendige produktionstechnisches Wissen – also machte ich mich selbstständig.“
Fünf Millionen D-Mark Auftragsvolumen im ersten Jahr
Mit einem kleinen Büro in Kassel und drei Mitarbeitern startete die „Dieter Winneknecht Textil GmbH“ – die Initialen finden sich bis heute im Unternehmenslogo. Dank seiner exzellenten Verbindung holte Dieter Winneknecht schnell die ersten Aufträge – damals konnte man Geschäfte noch per Handschlag besiegeln. Zu den Kunden zählten unter anderem die großen Waren- und Versandhäuser. Bei der Produktion verließ sich der Firmengründer auf Betriebe im damaligen Ostblock, vor allem in Jugoslawien, später auch Polen. Der Start war viel versprechend: „Im ersten Jahr hatten wir Aufträge im Wert von fünf Millionen D-Mark“, erinnert sich Winneknecht. „Auch vor 25 Jahren waren die Verkaufsverhandlungen nicht einfach, doch im Vergleich zu vielen Gesprächen heute waren die Ergebnisse einfach werthaltiger und verlässlicher“, so der Seniorchef. „Es gab eine stärkere Verbundenheit zwischen den Vertragspartnern.“
In den Anfängen lieferte dwt jährlich 25.000 bis 30.000 Haus- und Steilwandzelte an die großen Versand- und Warenhäuser. Letztere leisteten sich zu jener Zeit noch den Luxus riesiger Campingabteilungen: Auf ganzen Etagen wurden neben jeglichem Campingzubehör auch Zelte und teilweise sogar Caravans ausgestellt – heutzutage unvorstellbar. Doch dieses Camperparadies ist den Kennzahlen von Quadratmeterumsätzen und -renditen zum Opfer gefallen. Dieter Winneknecht: „Für die Kunden war das toll, denn sie konnten alles anfassen und ein Zelt von innen und außen begutachten. Der Fachhandel konnte die damaligen Veränderungen nicht für sich nutzen. Der Platz war nicht ausreichend, so dass heute überwiegend auf Messen Zelte in großer Auswahl ausgestellt werden.“
Politische Veränderungen und Umsatzrückgang erfordern neue Ideen
Die politische Situation in Osteuropa sowie Billigkonkurrenz aus Fernost zwangen den Unternehmer zum Umdenken. Der Fall des Eisernen Vorhangs hatte Folgen für die Produktion, was sich im Nachhinein als Glücksfall herausstellen sollte. Da jedoch auch die Versandhändler mehr und mehr auf billige Ware aus Asien setzten, musste eine neue Strategie her. Der große Schnitt folgte 1991: Neben einem neuen Verwaltungsgebäude am heutigen Sitz in Baunatal kam mit Niesky, rund 90 Kilometer östlich von Dresden an der polnischen Grenze gelegen, der heutige Produktionsstandort hinzu. Auf einer Fläche von rund 10.000 Quadratmetern entwickelt, konstruiert und produziert das Unternehmen dort Zelte. Peter Winneknecht, zuständig unter anderem für den Einkauf, erklärt: „In Niesky fanden wir unter allen Zeltproduktionsstätten der ehemaligen DDR ideale Bedingungen vor, weil es dort nicht nur das größte Know-how im Bereich der Zeltproduktion gab, sondern auch hochmotivierte und leistungswillige Mitarbeiter. An diesem Standort sahen wir unsere Erwartungen einfach erfüllt. Für uns also die beste Voraussetzung zur Umsetzung unserer neuen Strategie. Die Qualität war einfach perfekt.“
Außerdem reifte der Entschluss, statt der Auftragsfertigung künftig auf eigene Produkte unter der Marke dwt-Zelte zu setzen. „Die Abhängigkeit von wenigen Großkunden war natürlich gefährlich, zumal wir einfach nicht mit den Preisen der fernöstlichen Hersteller mithalten konnten. Unserer Philosophie folgend, haben wir immer unverändert an unserem hohen Qualitätsanspruch festgehalten und dies bis heute nicht geändert“, betont Claus Winneknecht, der im Unternehmen vor allem für den Vertrieb verantwortlich ist. „1991 kreierten wir unser erstes Vorzelt-Fachhandelssortiment und druckten den ersten eigenen dwt- Katalog.“
Katalog und Internet als Informationsgrundlage für die Verbraucher
Inzwischen liegt Exemplar Nummer 20 bei den Händlern und beim Blättern fallen die Unterschiede sofort auf. „Wir wollen den Kunden möglichst viele Informationen geben und ihnen so die Entscheidung erleichtern“, erläutert Claus Winneknecht. „Transparenz ist uns wichtig: Der Kunde soll wissen, woran er ist. Das gilt auch für den Preis – der steht gut lesbar neben jedem Produkt im Katalog. Wir müssen uns nicht verstecken. Unsere Produkte bieten ein wirklich faires Preis/Leistungs-Verhältnis, begleitet von einem herausragenden Service.“ Noch mehr Informationen befinden sich auch auf den Internetseiten von dwt. „Wir haben durchschnittlich über 50.000 Besuche auf unserer Website im Monat. Wir erkennen an den Statistiken, dass die Kunden hungrig nach Informationen sind. Viele Kunden laden sich beispielsweise die Aufbauanleitungen herunter. Generell dient das Internet heute als Informationsquelle Nummer eins“, so Claus Winneknecht.
Doch nicht nur die Kataloge haben sich in jener Zeit verändert, auch die Zeltlandschaft selbst. Auffällig vor allem die Farben: Dominierten Mitte der 1980er noch orange/braune oder beige/braune Kombinationen, geht es heute bei den Vorzelten deutlich dezenter zu. „Wo wir heute an Innovationen, neuen Formen arbeiten, so spielten wir früher eher mit frischen Farben und versuchten, mit neuen, modernen Kombinationen die Aufmerksamkeit zu erlangen und neue mögliche Farbtrends aufzuzeigen. Wir haben mal ein fliederfarbenes Zelt gemacht“, schmunzelt Peter Winneknecht. „Als wir es auf der nächsten Messe präsentiert haben, hat uns der Wettbewerb belächelt. Ein Jahr später hat niemand mehr gelacht, stattdessen hatten die meisten ebenfalls die Farbe im Programm. Das Zelt lief so gut, dass wir mehrfach die Produktion erhöhen mussten.“
Qualität und einfacher Aufbau stehen im Vordergrund
Bei Material und Gestänge gab es in den zurück liegenden 25 Jahren keine wirklichen Revolutionen. Nahezu ausschließlich durch die Internationalisierung der Warenflüsse, durch Importe von Zelten und auch Vorzelten aus Fernost wird der deutsche und europäische Campingmarkt mit neuen Materialien konfrontiert. Wassersäulen von 3.000 mm und mehr wie auch alternative Gestängekonstruktionen dürfen nicht darüber hinweg täuschen, dass nicht alle in Asien verarbeiteten Materialien unseren Ansprüchen und Anforderungen gerecht werden. dwt wägt diesbezüglich kritisch ab und sieht heute in diesen Angeboten keinen vollwertigen Ersatz und somit keinen wirklich ernsthaften Wettbewerb. „Vielmehr“, so Claus Winneknecht, „widmet sich dwt der innovativen Arbeit an neuen Produkten. Mit neuen Formen und Konstruktionen wollen wir den Wünschen und Erwartungen der Camper entsprechen. Die Kunden wollen am Urlaubsort nicht stundenlang ihr Vorzelt aufbauen“, stellt Claus Winneknecht klar. „Der Urlaub beginnt für jeden Camper bereits mit der Abfahrt zuhause, einfache Handhabung ist also ein Hauptkriterium unserer Produkte.“
Top-Qualität, einfacher Aufbau und für jeden Bedarf das passende Zelt – das sind seit 25 Jahren die Merkmale von dwt-Zelten, mit denen sich das Unternehmen als einer der wichtigsten Hersteller der Branche europaweit etabliert hat. Damit hat vor 25 Jahren nicht jeder gerechnet. Dieter Winneknecht erinnert sich: „Unser erster eigener Messeauftritt war 1991 auf dem Caravan-Salon in Essen, Halle 15.1, 65m² Reihenstand mit Kunstrasen. „Einige Wettbewerber kamen zu uns, haben geschmunzelt und auch zum Ausdruck gebracht, dass sie uns keine Gelegenheit geben werden, uns im Fachhandel zu etablieren. Viele dieser Wettbewerber gibt es heute nicht mehr – uns schon.“ Peter Winneknecht ergänzt: „Natürlich haben wir Fehler gemacht und damit auch Lehrgeld bezahlt. Aber immer nur einmal! Wir haben sofort daraus gelernt und unsere Erfahrungen immer direkt umgesetzt.“
Immer im Dialog mit Handel und Verbrauchern
Heute hört dwt vor allem auf die Kunden – und zwar international. Auf seiner Homepage begrüßt dwt-Zelte die Besucher neben Deutsch in sechs weiteren Sprachen und macht damit deutlich, wo künftiges Wachstum herkommen soll. „Wir haben in unserer Produktion durchaus noch Kapazitätsreserven und suchen daher gezielt den Erfolg in weiteren europäischen Ländern“, betont Claus Winneknecht.
Dazu besuchen die Inhaber alle wichtigen Messen und suchen gezielt den Dialog mit Handel und Endkunden. In internen Gesprächsrunden mit den Mitarbeitern wird dann das Feedback der Endverbraucher mit der Bestimmung der nächsten Aktivitäten ausgewertet. Gibt es Kritik an bestimmten Produkten oder Details? So entstehen Konzepte für neue Produkte, aber auch Verbesserungen und Weiterentwicklungen bestehender Modelle. „Insgesamt sind wir für die Zukunft gut gerüstet“, bilanziert Dieter Winneknecht zusammen mit seinen Söhnen. „Behutsame Innovationen, denn unsere Branche ist nun mal konservativ, auf die Wünsche der Verbraucher achten und das hohe Qualitätsniveau halten – ich bin mir sicher, dass wir unsere Kunden damit auch in Zukunft überzeugen werden.“
Weitere Infos unter www.dwt-zelte.com.