Bereits 1951 setzt die Campingbox im VW Bus den Startschuss zu einer Fahrzeuggattung, die ausziehen wird, um zunächst Europa und später die ganze Welt zu entdecken. Nicht weniger alt: der Sonderwagenbau. Egal ob Feuerwehr, Polizei oder Krankenwagen, schon früh entstehen im hauseigenen Servicecenter diverse Spezialfahrzeuge. Eines davon ist der unrestaurierte und in einer Scheune gefundene „Sanka“ aus dem Jahre 1956.
Wir schreiben das Jahr 1951. Die Bundesrepublik Deutschland und die D-Mark sind drei Jahre alt. Arbeitslosigkeit, Kriegsgefangene und Wohnungsnot sind die Schlagzeilen der Zeit. Auf der politischen Bühne bewegt sich Konrad Adenauer unisono als Bundeskanzler und Außenminister. Sein erster offizieller Staatsbesuch: eine Reise nach Italien. Vorreiter einer Massenbewegung? Noch nicht! Einem Arbeiter von Volkswagen stehen zwei Wochen Urlaub zu. Er verbringt sie daheim, im eigenen Garten oder besucht vielleicht die erste IAA in Frankfurt.
Deutschland steht am Anfang der Massenmotorisierung. Am Anfang der 50er-Jahre kommt auf 100 Bundesbürger nur ein Auto. Kein Wunder also, dass der Gedanke zur automobilen „Zweckentfremdung“ vorerst nicht in den eigenen Reihen reift. Vielmehr ist es ein britischer Offizier, der bei Westfalia eine Wohneinrichtung für seinen Volkswagen Transporter ordert — die Campingbox. 1953 gibt es bereits eine Millionen Personenwagen in der Republik. Und die Absatzkurve steigt stetig an. 1957 nimmt Volkswagen den “VW-Campingwagen”, wie er jetzt heißt, ins eigene Programm auf. Den Ausbau gibt es weiterhin von Westfalia. Weitere zwei Jahre später feiert man das erste Jubiläum: 1000 Volkswagen Campingwagen.
Im Sommer 1967 präsentiert Volkswagen die neue Generation des Transporter. Vor allem die Amerikaner begeistern sich für das kompakte Freizeitfahrzeug aus Germany. 1969 verlässt der 50 000. Campingbus das Band, zwei Jahre später bereits der 100 000. Ab 1976 gibt es den Berlin, er nimmt bereits den Grundriss des heutigen California vorweg.
Die dritte Generation gewinnt in jeder Beziehung an Format: Sie wächst in Höhe und Breite. Ausbauer Nummer eins bleibt Westfalia und das herausragende Campingfahrzeug der achtziger Jahre ist der Joker — doch er ist teuer. Mit einem dicken Rotstift und einer deutlich größeren Serienproduktion in Aussicht wird die Ausstattung des Joker 1988 von Volkswagen auf ein gesundes Maß abgespeckt. Der Erfolg dieser Diät: Ein Einstiegspreis von nur 39.900,- Mark. Der Name: California.
Auf dem Messegelände in Hannover präsentiert Volkswagen im Sommer 1990 den Transporter T4. Volkswagen bricht mit allen Traditionen: Motor und Antrieb sind vorn, das quer eingebaute Triebwerk mit Getriebe ruhen unter einer kurzen Haube. Zwei Jahre nach dem Start wächst das Programm der Reisemobile auf California Coach (kurzer Radstand) und die langen Varianten California Tour und California Club mit unterschiedlichen Grundrissen. 1994 kommt ein drittes, halbhohes Dach ins Programm. Gleichzeitig startet der California Exclusive.
Die vorerst letzte Wachablösung erfolgt 2002. Mit ihm setzt Volkswagen Nutzfahrzeuge auch den werkseigenen Bau des Reisemobils um. Fortan entsteht der California in Hannover. Der bewährte Grundriss bleibt bestehen. Einzig die Variationsvielfalt reduziert sich auf die meistgebaute Variante mit Aufstelldach. Eine Version mit Hochdach wird erst 2005 ins Programm aufgenommen. Auffällig ist das neue Interieur auf Pkw-Niveau. Das aus Alu-Sandwich-Platten gebaute Mobiliar wirkt mit geschwungenen Formen hochmodern und löst sich damit wohlwollend von den bis dahin bekannten „Schreinerlösungen“.
Noch eklatanter ist die Entwicklung der Krankentransportfahrzeuge. So wirken die ersten Fahrzeuge zur medizinischen Erstversorgung nicht weniger rustikal wie seinerzeit die Campingbox. Einen kleinen Einblick gibt der unrestaurierte „Sanka“ aus dem Jahre 1956, der seiner Innereien zwar beraubt ist, aber dennoch gut zeigt, mit welch vergleichbar einfachen Mitteln gut zehn Jahre nach dem zweiten Weltkrieg Leben gerettet wurde.
Weitere Infos zur diesjährigen Techno Classica in Essen unter
http://www.siha.de/tce.php.