Meldung vom 19.09.2016 

Den Süden von unten entdecken

Unterirdische Entdeckungstouren in Baden-Württemberg

Eine Reise unter die Erde gleicht einem kleinen Abenteuer: Spannende Geschichten und unheimliche oder skurrile Orte warten auf ihre Entdeckung. Baden-Württemberg bietet nicht nur oberhalb der Erde abwechslungsreiche Erlebnisse, sondern auch außergewöhnliche unterirdische Sehenswürdigkeiten. Ganz nebenbei behält man dort an heißen Sommertagen einen kühlen Kopf. Sieben Einblicke unter die Erde zeigt diese Übersicht.

Auf Mark Twains Spuren: Geheimgang auf Burg Dilsberg

Während seiner Reise durch Deutschland machte Mark Twain auch auf Burg Dilsberg am Neckar Halt. In seinem berühmten Reisebericht „Bummel durch Europa“ erzählt der amerikanische Schriftsteller von der Legende eines unterirdischen Geheimgangs an diesem historischen Ort. Um diesen rankten sich zahlreiche Legenden, doch seine Lage war in Vergessenheit geraten. Der Deutschamerikaner Fritz von Briesen reiste daraufhin eigens von New York nach Dilsberg, um nach dem Gang zu suchen. Mit Erfolg: 1926 konnte er wieder freigelegt werden. Der vermeintliche Geheimgang entpuppte sich als Brunnenschacht, der bei der Erweiterung des Brunnens zu Belüftungszwecken angelegt wurde. Heute besteht im Sommer die Möglichkeit, den etwa 78 Meter langen Brunnenstollen zu besichtigen. Im Winter dient er als Schlafplatz unzähliger Fledermäuse.
www.burgfeste-dilsberg.de

Per Zufall entdeckt: Die Tropfsteinhöhle in Zwiefaltendorf

Eigentlich wollte Anton Blank 1892 nur den Bierkeller seiner Brauerei erweitern – und machte dabei eine überraschende Entdeckung. Eine Tropfsteinhöhle erstreckt sich genau unter dem Areal seiner Brauerei. Seit der Entdeckung 1892 ist die Höhle eine Attraktion für die Besucher der Brauerei Blank in Zwiefaltendorf bei Riedlingen. Über den Keller des Brauereigasthauses gelangen die Gäste in die zehn Meter unter der Erde gelegene Höhle. Lange Wege müssen die sie dort aber nicht zurücklegen. Mit 18 bis 20 Metern Länge ist die Tropfsteinhöhle die kleinste Schauhöhle Deutschlands. Über 100 Jahre später führt heute der Urgroßenkel des Entdeckers durch die unterirdische Attraktion des Familienunternehmens.
www.brauerei-blank.de

Atomreaktor im Bierkeller: Das Atomkellermuseum Haigerloch

Haigerloch ist eine historische Kleinstadt zwischen Schwäbischer Alb und Schwarzwald, idyllisch gelegen am Flüsschen Eyach. Kaum zu glauben, dass sich der Ort am Ende des Zweiten Weltkriegs als Mittelpunkt der deutschen Atomforschung etablierte. Aufgrund der Luftangriffe in Berlin zog das Kaiser-Wilhelm Institut für Physik von der Hauptstadt auf die Schwäbische Alb nach Hechingen. Im nahegelegenen Haigerloch wurde aus dem Keller einer Brauerei ein Forschungslabor mit Atomreaktor. Das Unterfangen war abenteuerlich, denn Uran musste per LKW aus Berlin in den Süden transportiert werden. Unter der Leitung von Werner Heisenberg, einem angesehenen deutschen Physiker und Nobelpreisträger, begann 1945 der „Versuch B8“ zur Erforschung von Atomenergie. Heute erinnert das Atomkellermuseum in Haigerloch an dieses außergewöhnliche Unterfangen.
www.haigerloch.de/de/Tourismus/Atomkellermuseum

Zeuge jüdischer Tradition: Die Mikwe in Offenburg

Vierzehn Meter unter dem heutigen Bodenniveau liegt in Offenburg ein Denkmal jüdischer Tradition. Bei der Mikwe aus dem 14. oder 16. Jahrhundert – die genaue Bauzeit ist umstritten – handelt es sich um ein jüdisches Tauchbad zur rituellen Reinigung. Ursprünglich durfte das Becken nur mit „lebendigem Wasser“, das heißt mit fließendem Wasser oder gesammeltem Regenwasser, gefüllt werden. Nach einem Brand wurde das Bad zu einem Brunnen umfunktioniert, seine eigentliche Funktion geriet dabei in Vergessenheit. Lange Zeit war die Mikwe für die Öffentlichkeit verschlossen. In den Jahren 2015 und 2016 wurde das Kulturdenkmal renoviert und beherbergt nun eine Dauerausstellung über Geschichte und religiöse Hintergründe des Tauchbads, das im Rahmen einer Führung besichtigt werden kann.
www.museum-offenburg.de

Eine Reise ins Frühmittelalter: Das Museum St. Dionys in Esslingen

Wer die Stufen in den Untergrund der Esslinger Stadtkirche St. Dionys hinabsteigt, den erwartet eine Zeitreise zu den Anfängen der Stadt am Neckar. Als man in den 1960er Jahren eine Heizung einbauen wollte, stieß man unter der Kirche auf Reste von zwei Vorgängerbauten aus dem 8. und 9. Jahrhundert. Diese gehören zu den ältesten christlichen Kirchen im Land und sind bis heute zugänglich im Rahmen von Führungen. Erhalten sind etwa Teile einer Krypta, durch die schon Pilger im 9. Jahrhundert gewandelt sind, um das Grab des Heiligen Vitalis zu sehen. Die Rußspuren ihrer Kerzen haben sich bis heute erhalten und lassen das frühe Mittelalter plötzlich ganz lebendig erscheinen.
www.museen-esslingen.de/,Lde/start/stdionys.html

Blick in die Röhre: Die Stuttgarter Kanalisation

Sie ist dunkel und feucht, dabei aber auch faszinierend und unverzichtbar – die Stuttgarter Kanalisation. Weit verzweigt im Untergrund existiert eine Infrastruktur, die von den wenigsten wahrgenommen wird, ohne die ein modernes Leben aber kaum möglich wäre. Vor über 100 Jahren begann in Stuttgart der Bau eines geordneten Entsorgungssystems. Mittlerweile existiert unter der Stadt ein etwa 1700 Kilometer langes Kanalnetz. Eine Antwort auf die Frage, was eigentlich mit dem Wasser passiert, wenn es erstmal im Abfluss verschwunden ist, gibt eine Führung der Stuttgarter Stadtentwässerung.
www.stuttgart-stadtentwaesserung.de   

Faszination Salz: Besucherbergwerk Bad Friedrichshall

30 Sekunden dauert die kurze Fahrt in die faszinierende Welt des „weißen Goldes“ im Besucherbergwerk Bad Friedrichshall. Rund 200 Meter in der Tiefe erleben Besucher in gewaltigen unterirdischen Kammern die vielfältige Geschichte des Salzes und seiner Gewinnung. Filme und Präsentationen informieren über die Abläufe der Salzherstellung. Beeindruckende Licht- und Laserinstallationen tauchen die riesigen Kammern in neues Licht. Wer mag, kann im Bergwerk auch selbst aktiv werden und Experimente oder effektvolle Sprengungen durchführen.
www.salzwerke.de/en/tourismus.html