Die Campingbranche boomt, das Interesse an Wohnmobilen ist so groß wie lange nicht mehr. Im vergangenen Jahr haben fast 100.000 Wohnmobile ihren Besitzer gewechselt. Beliebt sind insbesondere Gebrauchtfahrzeuge.
Doch während es beim Kauf eines gebrauchten Autos vor allem auf den technischen Zustand von Motor, Getriebe, Fahrwerk oder die Laufleistung ankommt, spielen beim Wohnmobil auch der Aufbau, die Elektrik, die Gas- und Wasserversorgung sowie insbesondere die Dichtheit eine Rolle.
Der ACE Auto Club Europa hat zusammengefasst, auf was Interessenten beim Kauf achten sollten. Die wichtigsten Tipps in Kürze:
(1) Bei Wassereinbruch droht Totalschaden
„Die Reparatur eines verdeckten Wasserschadens kann schnell in die Tausende gehen“, so Philipp Heise, Kfz-Experte beim ACE. Bei Zweifeln an der Dichtheit, beispielsweise ausgelöst durch muffigen Geruch oder aufgequollenes Holz, sollte ein Sachverständiger oder Fachhändler zu Rate gezogen werden. „Der kennt die neuralgischen Punkte und kann mit einem entsprechenden Gerät messen, ob irgendwo schon einmal Wasser eingedrungen ist“, so Heise weiter.
(2) Elektrik arbeitet nicht immer störungsfrei
Darüber hinaus sollten alle elektrischen Geräte, Lampen, der Kühlschrank, aber auch die vorhandene Klimaanlage geprüft werden. Denn die bordeigene Elektrik gilt bei manchen Wohnmobilen ebenfalls als anfällig. Wird die Bordelektrik über ein Zentralpaneel gesteuert, sollte auch dieses vor dem Kauf getestet werden. „Bei Fehlfunktionen sollte noch vor dem Kauf in einer Fachwerkstatt geklärt werden, wie teuer die Reparatur wird“, so Heise.
(3) Im Wassertank drohen Keime
Im Winter kann die bordeigene Wasseranlage durch Frost Schaden nehmen. Der Ersatz geplatzter Leitungen ist in der Regel arbeitsintensiv. Kaufinteressenten sollten im Bereich der Spüle und der Nasszelle auf Spuren früherer Wasserschäden achten. Abgeklärt werden sollte zudem, ob die Wasseranlage regelmäßig mit Mitteln behandelt wurde, die eine Verkeimung verhindern. Eine störungsfreie Funktion sollte auch bei der Bordtoilette gegeben sein. Undichtigkeiten sind zwar selten, als Schwachpunkt bei älteren Modellen hat sich jedoch die Füllstandsanzeige erwiesen. Der Austausch ist laut Heise einfach, „setzt aber eine gewisse Unempfindlichkeit voraus.“
(4) Gasprüfung obligatorisch
Der Gesetzgeber schreibt eine regelmäßige Überprüfung der bordeigenen Gasanlage vor. Spätestens zur Hauptuntersuchung muss ein Beleg der vollzogenen Prüfung vorgelegt werden. Zudem bestehen immer mehr Campingplätze auf die Vorlage eines entsprechenden Nachweises. Kfz-Experte Heise empfiehlt: „Lassen Sie sich die Prüfbescheinigung zeigen oder fordern sie eine erneute Prüfung.“
(5) Auf Reifenalter achten
Wohnmobile sind Freizeitfahrzeuge. In den meisten Fällen werden sie nur selten für Alltagsfahrten genutzt, entsprechend gering fällt die Jahresfahrleistung aus. Doch ein niedriger Tachostand kann auch seine Tücken haben. „Lange Standzeiten schaden der Karkasse. Deshalb sollten die langlebigen, aber teuren Reifen nicht nur auf ihre Profiltiefe sondern auch auf ihr Alter geprüft werden“, rät ACE-Experte Heise.
(6) Grüne Plakette kostet bis zu 4.500 Euro
Über 50 deutsche Städte bestehen mittlerweile auf die grüne Plakette. Doch erst seit dem Modelljahrgang 2007 erfüllen viele Fahrzeuge die Anforderungen. Für ältere Modelle werden im Zubehörhandel Nachrüstmöglichkeiten angeboten. Wer ein Wohnmobil ohne grüne Plakette kauft, geht laut Heise aber ein gewisses Risiko ein: „Die Nachrüstung ist nicht immer möglich und kostet bis zu 4.500 Euro.“ Wer von der Förderung in Höhe von 260 Euro profitieren möchte, muss sich außerdem beeilen: Am 30.09.2016 läuft das Programm ab.