Feuerrot? Nein. Spielmobil? Auf jeden Fall. In Deutschland waren zu Jahresbeginn fast 370.000 Reisemobile offiziell zum Verkehr zugelassen. Nach den Rekordergebnissen der aktuellen Saison wird zum nächsten Stichtag, dem 1. Januar 2017, die Grenze von 400.000 Fahrzeugen für Freizeit und Urlaub überschritten werden.
Obwohl das Durchschnittsalter der Käufer vom Branchenverband CIVD mit gut 57 Jahren angegeben wird, haben vor allem Familien das Reisemobil als ideale Urlaubsform entdeckt. Denn: der Camping- oder Stellplatz ist ideales Spielterrain. Meist vom öffentlichen Verkehrsraum abgegrenzt, können Kinder hier unbeschwert und vor allem ungefährdet spielen. Und das gilt selbst für die Kleinsten. Viele der Anlagen sind eigens mit installierten Spiel- und Klettergeräten ausgestattet, die Natur ist nah und Feld, Wald und Wiese locken mit Abenteuer. Campingurlaub ist für die Sprösslinge immer mehr und immer wieder ein Erlebnis, kommt vor allem der Forderung von mehr Bewegung für Kinder statt dem Spiel mit Computer oder Smartphone nach.
Mit der Alltagstauglichkeit ist es bei größeren Fahrzeugen allerdings nicht weit her. Oft fehlt schon ein geeigneter Parkplatz, um das große integrierte Mobil in der Nähe von Wohnung oder Haus sicher abzustellen. Und die üblichen Wege zur Arbeit oder zum Einkaufen fallen mit anderen Verkehrsmitteln wesentlich leichter. Gerade Familien entscheiden sich daher für ein kleineres Fahrzeug, einen Kastenwagen oder einen Campingbus, der in vielen Fällen der Tauglichkeit eines konventionellen Autos kaum nachsteht. Und die Profis unter ihnen begegnen der Sorge um verregnete Ferientage, wenn es im Wohnraum dieser Reisemobil-Spezies für zwei Erwachsene und zwei Kinder einfach zu eng wird, mit der zusätzlichen Anschaffung eines preisgünstigen Caravans, der an der Anhängerkupplung eines zugkräftigen Campingbusses nicht weiter ins Gewicht fällt. Wohl aber am Ferienziel die Flexibilität und damit die Urlaubsqualität beträchtlich steigert.
„Das Reisen im Wohnmobil ist für Kinder immer ein besonderes Erlebnis“, sagt die Düsseldorfer Kita-Pädagogin Heike Emig. Das liege schon am Grund der Fahrt, die ja meist in den Urlaub oder zu einem Wochenendziel führt. „Dann sind Kinder in der Regel froh und positiv gestimmt, weil sie sich auf die Freizeit außerhalb des Kindergarten- oder Schul-Aufenthaltes freuen, der für sie immer einen gewissen Zwang hat.“ Außerdem schafft die Atmosphäre an Bord eine besondere Stimmung. Man verreist im Wohnzimmer. Was in größeren Fahrzeuge auch Risiken beinhaltet: „In einem großen, ihnen bekannten Raum, fällt es Kindern immer schwerer auf ihrem Platz zu bleiben als bei weniger großzügigen Verhältnissen“, so Heike Emig.
Grundsätzlich ist der Nachwuchs – abhängig vom Alter – ausschließlich im geeigneten Format zu befördern. Er muss je nach Körpergewicht und Größe mit dem richtigen Kindersitz gesichert werden, dies regelt die Straßenverkehrsordnung. Die sagt: Alle Kinder bis zum vollendeten 12. Lebensjahr und einer Körpergröße von unter 1,50 Meter brauchen einen geeigneten Kindersitz. Hierbei wird zwischen fünf verschiedenen Gruppen unterschieden:
Gruppe 0: Von Geburt bis 10 kg
Gruppe 0+: Von Geburt bis 13 kg
Gruppe 1: Von 9 bis 18 kg
Gruppe 2: Von 15 bis 25 kg
Gruppe 3: Von 22 bis 36 kg
Säuglinge (Gruppe 0 und 0+)
Autowiegen und Babyschalen lassen sich entweder auf der Rückbank oder auf dem Beifahrersitz entgegen der Fahrtrichtung befestigen. Voraussetzung für die Befestigung vorne ist, dass der Beifahrerairbag ausgeschaltet werden kann.
Kleinkinder von neun Monaten bis zu vier Jahren (Gruppe 1)
Sitze mit eigenem Hosenträger-Gurt-System: Diese Sitze werden mit dem herkömmlichen Dreipunktgurt befestigt. Kindersitzeigene Gurte lassen sich der Größe des Kindes anpassen. Ein Sitz mit stabilen Seitenteilen bietet zusätzlichen Kopfschutz. Sitze mit Fangkörpern: Der sogenannte Fangkörper vor dem Bauch des Kindes wird vom Dreipunktgurt geführt und hält so das Kind im Sitz. Sitze mit spezieller Schulter-Gurtführung: Die Halterung im Schulterbereich dieser Sitze dient der Befestigung mit dem Dreipunktgurt. Das Kind wird zusammen mit dem Sitz angeschnallt.
Vier- bis siebenjährige Kinder (Gruppe 2)
Sitzerhöhungen ohne Rückenlehne: Durch die Armstützen dieser Sitzerhöhungen wird der Dreipunktgurt ums Becken geführt. Wenn das Kind einschläft und zur Seite kippt, ist es allerdings nicht mehr optimal gesichert. Sitzerhöhungen mit Rückenlehne: haben stabile Seitenteile, die dem Kopf des Kindes besseren Halt geben. Sitze mit spezieller Schulter-Gurtführung: Auch hier wird der Dreipunktgurt durch eine Halterung im Schulterbereich gelegt und das Kind zusammen mit dem Sitz angegurtet.
Kinder zwischen sieben und zwölf Jahren (Gruppe 3)
Für große und ältere Kinder bieten sich Sitzerhöhungen mit und ohne Rückenlehne an. Der Kopf sollte immer entweder von der Kopfstütze oder wenigstens der Rückenlehne gestützt werden. Im Falle eines Aufpralles kann ansonsten ein Genickbruch drohen.
Kinder über 150 cm Körpergröße:
Über 150 Zentimeter große und mehr als zwölf Jahre alte Kinder sind von der Kindersitzpflicht befreit. Die Anschnallpflicht auf allen Plätzen besteht natürlich auch für sie.
Ideal ist ein Campingbus oder das Wohnmobil natürlich auch für den kleinen Kinder-Ausflug am Wochenende geeignet. In der Kühlbox warten dann erfrischende Getränke und kleine Snacks, auf den zwei Flammen des Gaskochers lassen sich kleine Mahlzeiten zubereiten. Der Weg zur Fast-Food-Filiale kann also entfallen. Außerdem findet sich im Stauraum neben allem anderen ein Plätzchen für den mobilen Grill, an dem Papa dann zur Essenszeit zu Hochform auflaufen kann. In den Kofferraum oder die Heckgarage passen außerdem Laufrad, BMX-Bike und andere Sport- oder Spielsachen mühelos. Sogar kleine Schlauchboote kommen dort unter. Und wenn es mal allzu hoch her ging: Eine Waschgelegenheit ist immer an Bord. Und natürlich ein Ablagefach für den Computer oder die Spiele-Konsole. Womit der Nachwuchs außerdem begeistert werden kann: die Konnektivität vieler modernen Campingbus-Versionen, die mit einem Hot-Spot für sichere und schnelle Internetverbindungen ausgestattet sind. Feuerrot sind Reisemobile und Campingbusse wohl in den seltensten Fällen, als Spielmobile taugen sie jedoch hervorragend.