Meldung vom 17.05.2008 

Von Brachen zur Blütenpracht

Mit großem Erfolg ist am 25. April die 14. nordrhein-westfälische Landesgartenschau (Laga) in Rietberg am Fuße des Teutoburger Waldes gestartet, am Pfingst-Wochenende wurde bereits der 100.000. Besucher erwartet.

Unter dem Motto "Träume wachsen lassen" können Naturfreunde bis zum 12. Oktober die Gartenschau erkunden. Doch was ist eigentlich mit den 13 anderen Landesgartenschauen in NRW? Eine Reise quer durchs Land zeigt, dass sich ein Besuch aller ehemaligen Laga-Gelände immer noch lohnt.

Landesgartenschauen sollen nicht nur die Leistungsfähigkeit des nordrhein-westfälischen Gartenbaus demonstrieren, sondern vor allem die Lebens- und Umweltqualität in den Städten und Gemeinden verbessern (www.umwelt.nrw.de). Dies ist direkt mit der ersten Laga 1984 in Hamm gelungen. Das Gelände des heutigen Maximilianparks war jahrzehntelang eine Brachfläche - bereits 1943 hatte die Zeche Maximilian ihre Tore geschlossen. Der "Park auf Kohle" wurde auf dem alten Zechengelände errichtet - und zieht heute jährlich rund 350.000 Besucher an, die sich auf Themenspielplätzen tummeln oder durch Gärten und urwüchsige Halden schlendern können. Wahrzeichen des Parks ist ein 35 Meter hoher, begehbarer Glaselefant, mit dem die alte Kohlenwäsche der Zeche verwandelt wurde (www.maximilianpark.de).

Ein dauerhaftes Grünband zwischen den damals selbstständigen Stadtkernen von Rheda und Wiedenbrück im Kreis Gütersloh zu schaffen, das das war das Ziel der Laga 1988. Nach der Landesgartenschau erfolgte nur ein geringer Rückbau: Zu der in allen Teilen frei zugänglichen "Flora Westfalica" gehören Natur belassene Emsauen und das Wasserschloss Rheda, in dessen Rosengarten Züchtungen wie "Schneewittchen", oder "Lichtkönigin" gedeihen (www.flora-westfalica.de). Auch in Mülheim an der Ruhr gab es auf dem Gelände des heutigen MüGa-Parks nur triste Industrieflächen. Zur Laga 1992 entstanden dann auf einer sieben Kilometer langen Strecke längs der Ruhr Parkflächen, Spielplätze, Radwege und 14 Brücken. Historische Bauwerke, wie Schlösser und ein Kloster, wurden restauriert und in die Parkgestaltung miteinbezogen. Im alten Broicher Wasserturm befindet sich heute die größte begehbare Camera Obscura der Welt (www.muelheim-ruhr.de).

Vom vernachlässigten Militärareal zum prachtvollen Schloss- und Auenpark - so lässt sich die Entwicklung rund um das Neuhäuser Schloss in Paderborn zur Laga 1994 umschreiben. Vor allem die Wiederherstellung des barocken Schlossparks des einstigen Sitzes der Paderborner Fürstbischöfe sowie die Renaturierung der Paderaue standen damals im Vordergrund. Heute präsentiert sich der Schloss- und Auenpark als öffentliche Anlage mit vielen Erlebnisbereichen (www.schlosspark-paderborn.de). "Die Erde heilen" - unter diesem Motto lud Grevenbroich 1995 zur Laga ein. Die natürlich gewachsene Grünstruktur innerhalb der Altstadtgrenzen entlang der Erft und des Flutgrabens bildete deren Kernstück. Spaziergänge oder Radtouren führen vom ehemaligen Laga-Gelände unter anderem bis zur Museumsinsel Hombroich in Neuss (www.grevenbroich.de).

Die Landesgartenschau in Lünen verfolgte 1996 das Ziel, Entwicklungsnachteile südlicher Stadtteile zu beseitigen. Sie fand in einem Gebiet statt, das durch jahrzehntelange bergbauliche Nutzungen starke topografische Veränderungen erfahren hatte, etwa durch Bergsenkungen. Als Fortsetzung der Laga lädt heute der "Seepark Lünen" mit dem Horstmarer See, einer zur Pyramide gestaltete ehemalige Bauschuttdeponie sowie ein Schlosspark und ein Apothekergarten zum Erholen ein (www.luenen.de). Herzstück des Brückenkopfparks in Jülich, der aus der Laga 1998 hervorging, ist ein aus napoleonischer Zeit stammendes Festungsbauwerk, der Brückenkopf. Der Familien und Freizeitpark verfügt über eine Wasserspiellandschaft, eine 800 Quadratmeter große Skaterbahn und seit letztem Jahr auch über einen Klettergarten. Sogar einen Zoo, in dem 550 Tiere - darunter weiße Wölfe - zu Hause sind, kann man auf dem Gelände besuchen (www.brueckenkopf-park.de).

Nicht zur Laga, sondern zur "Olga" strömten 1999 die Besucher. Die Oberhausener Landesgartenschau fand auf dem Gelände der ehemaligen Zeche und Kokerei Osterfeld statt. Mit den "Neuen Gärten Oberhausen" wurde in der "Neuen Mitte" ein weiteres ehemals industriell genutztes Gebiet neu erschlossen. Jahrzehntelang voneinander getrennte Stadtteile fügt der Olga-Park heute wieder zusammen: Interessante Brückenbauwerke führen Spaziergänger über eine Autobahn, die Emscher und den Rhein-Herne-Kanal (www.oberhausen.de). Der Park der Magischen Wasser in Bad Oeynhausen und Löhne verbindet seit 2000 die beiden Stadtgrenzen. Grundgedanke der "Aqua Magica" ist es, die heilenden Solequellen als einzigartigen Bodenschatz der Region erlebbar zu machen. Wie Wasser zu einem emotionalen Erlebnis werden kann, erfahren Besucher im "Wasserkrater": Eine Steiltreppe führt sie 18 Meter in die Tiefe zu einer Heilquelle - in der sich ab und zu der Druck des Erdinneren in einer mächtigen Wassersäule entlädt (www.aquamagica.de).

Die - gemessen an den Besucherzahlen - bisher erfolgreichste Laga in NRW fand 2001 in Oelde im Münsterland statt: 2,23 Millionen Gäste wurden unter dem Motto "Blütenzauber und Kinderträume" begrüßt. Und immer noch schlagen hier Kinderherzen höher: Der "Vier-Jahreszeiten-Park" verfügt über einen eine riesige Spielburg, Baumhäuser und eine Floßfähre. Im Kindermuseum "Klipp Klapp", beheimatet in einer historischen Wassermühle von 1726, können Kinder zum Thema Mühle experimentieren und forschen (www.vier-jahreszeiten-park.de). Gleich sieben Standorte gab es bei der ersten dezentralen Landesgartenschau 2002. Unter dem Titel "Renaissance der Gartenkunst" präsentierten sich neben Schloss Dyck in Jüchen der Schlosspark Wickrath in Mönchengladbach, der Burgpark Linn und Greiffenhorstpark in Krefeld, der Park Benrath und der Hofgarten in Düsseldorf sowie der Marienburgpark in Monheim. Zur Laga entstanden unter anderem die zeitgenössisch gestalteten "Neuen Gärten" in Schloss Dyck, die einen Kontrapunkt zum historischern Schlosspark bilden, sowie die leuchtenden Bänke im Düsseldorfer Hofgarten (www.stiftung-schloss-dyck.de, www.duesseldorf.de).

Die einzige länderübergreifende Landesgartenschau in Nordrhein-Westfalen fand 2003 in Gronau (Münsterland) und Losser (Niederlande) statt. Das Industriegelände der alten Spinnerei van Delden wurde zu einem Inselpark umgestaltet; die einst unter der Industriefläche fließende Dinkel wurde frei gelegt. Zu den Highlights des Parks gehören heute ein Wasserlabyrinth, in dem vom Weg Abgekommene mit Wasserfontänen bestraft werden, und das 1994 eröffnete "rock'n'popmuseum" (www.gronau.de). In Leverkusen wurde 2006 - ein Jahr nach der Landesgartenschau auf einem eigens abgedichteten Altlastgelände - der "Neuland-Park" eröffnet. Mit der kontrastreichen Parklandschaft hat die Stadt nun wieder eine grüne Verbindung zum Rhein. Als einziger Landesgartenschau-Park ist er bislang in das Europäische Gartennetzwerk (EGHN) aufgenommen worden (www.neuland-park.de).

Zum Schluss zurück zur aktuellen Laga in Rietberg, bei der übrigens erstmals in NRW eine Innenstadt in das Gesamtgelände integriert wurde. Eine Tageskarte kostet 14 Euro pro Erwachsenem, eine Familienkarte für zwei Erwachsene und eigene Kinder bis einschließlich 17 Jahre kostet 25 Euro (www.landesgartenschau-rietberg.de). Und wer von der Blütenpracht gar nicht genug bekommt, sollte entweder nach Rietberg zurückkehren - oder sich schon die nächsten Landesgartenschauen vormerken: Im Jahr 2010 findet sie unter dem Motto "Zauber der Verwandlung" im sauerländischen Hemer, 2014 unter dem Motto "Zülpicher Jahrtausendgärten - Von der Römerzeit bis ins 21. Jahrhundert statt" in der Eifel statt.