Die Coronakrise sorgt für eine Ausnahmesituation im bisherigen Jahresverlauf der Campingbranche. Aufgrund der behördlichen Auflagen im Frühjahr konnten Campingbetriebe bisher insgesamt keine positive Bilanz aus dem Jahr 2020 ziehen. Für viele Betriebe wird sich erst nach der Herbstsaison zeigen, ob der schlechte Jahresstart noch ausgeglichen werden kann.
Frühjahrseinbußen als Hypothek für das hiesige Campingjahr
Während die Übernachtungsnachfrage im Februar durch den positiven Trend zum Wintercamping noch Zuwächse von 23 % gegenüber dem Vorjahr verzeichnen konnte, folgte im März die Ernüchterung durch den Lockdown. Erst im Mai konnte eine stufenweise Wiederaufnahme des Campingbetriebes angekurbelt werden. Laut Angaben des statistischen Bundesamtes verzeichneten deutsche Campinganlagen in den ersten fünf Jahresmonaten insgesamt 58 % weniger Übernachtungen.
Ausgelöst durch unterschiedliche Re-Start-Konzepte zeigt sich im Hinblick auf die einzelnen Bundesländer ein differenziertes Bild der Campingwirtschaft: Der Campingprimus Bayern büßte aufgrund des späten Starts im Mai rund 87 % seiner Übernachtungen ein. Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen beispielsweise verzeichneten lediglich ein Minus von etwa 9 %. Thüringen konnte als einziges Bundesland im Mai mit einem Plus abschließen und registrierte rund 9 % mehr Übernachtungen. Im Blick auf das Jahresgesamtergebnis fehlen nach jetzigem Stand bereits 11 % der Gesamtübernachtungen gegenüber dem Jahr 2019.
Sommertrend "Camping" mit bundesweit ungleicher Verteilung
Gegenwärtig überschlagen sich die Meldungen, dass die deutsche Campingbranche boomt und Campingplätze keine Kapazitäten frei haben. Als Folge dessen steigen die Zahlen im unerlaubten Wildcamping. Trotz hoher Medienpräsenz des Themas Camping meldet in der Realität nur circa jeder fünfte Campingbetrieb "ausgebucht" und auf den meisten Anlagen stehen freie Kapazitäten zur Verfügung, wie eine internen Mitgliederbefragung des Bundesverbandes der Campingwirtschaft in Deutschland e.V. (BVCD) belegt.
Die Nachfrageverteilung des Campingmarktes ist derzeit deutschlandweit ungleich: Circa 40 % der Betriebe kalkulieren für Juli und August mit einem besseren Geschäft gegenüber dem Rekordvorjahr. In Brandenburg, Hessen und Nordrhein-Westfalen rechnen sogar mehr als die Hälfte der Betriebe mit einem, gegenüber dem Vorjahr, besseren Saisonverlauf. Dementgegen planen allerdings rund 20 % der Campinganlagen deutschlandweit mit einem Rückgang gegenüber der Sommersaison des Vorjahres.
"Goldener Herbst" statt zweiter Welle notwendig
Rund 75 % der nationalen Campingbetriebe erwarten, dass die Verluste des Frühjahres im Jahresverlauf nicht kompensiert werden können. Insbesondere für die südlichen Bundesländern mit dem späten Ferienzeiträumen ist es existentiell, dass der Tourismus bis zum Herbst nicht wieder eingeschränkt wird. Eine zweite Corona-Welle könnte einigen Plätzen die Existenz kosten.
Dr. Gunter Riechey, Präsident des BVCD zur Prognose für das Jahr 2020: "Wir wissen natürlich nicht, wie sich die Pandemie weiterentwickelt, ob es zu einer zweiten Welle kommt und welche Restriktionen es erneut geben wird. Unsere Campingplätze bemühen sich jedenfalls um Einhaltung der Regeln und appellieren an alle Gäste, dies ebenfalls zu tun. Unter diesen Voraussetzungen sehe ich gute Chancen, dass Verluste, die im ersten Halbjahr entstanden sind, insgesamt wieder aufgeholt werden können, auch wenn dies regional nicht überall möglich sein wird".